Die Industrialisierung im Saarland

Die Wirtschaft des Saarlandes war sehr von der Kohle- und Stahlindustrie geprägt. Ohne sie würde es das Saarland in heutiger Form wahrscheinlich gar nicht geben, sie wäre wohl nur ein unbedeutender Teil der Pfalz. Das Saarland hatte natürlich noch andere Industriezweige, wie die Mettalverarbeitung, die Herstellung von Glas, Steingut und Mosaik, sowie die Backstein- und Ziegelfabrikation, die Produktion von Kalk und Zement und die Holzverarbeitung. Bis zum 19. Jahrhundert wurde das Geld mit Landwirtschaft verdient. Das Saarland war sehr ländlich geprägt.

Vor einigen Jahrhunderten wurden Steinkohlevorkommen im Gebiet der mittleren Saar entdeckt. Zunächst wurde die Kohle nur in bescheidenem Rahmen abgebaut und zu Heizzwecken verwendet, doch ab etwa 1850 nahm dann die Industrialisierung ihren Lauf. Die Menschen an der Saar begannen damit, die riesigen Kohlevorräte in größerem Umfang abzubauen. Nun wurde die Kohle hauptsächlich zur Erzeugung von Stahl und Eisen verwendet und das in der Nähe vorkommende Eisenerz konnte in der Lothringer „Minette“ verhüttet werden. Mit der Zeit endstand so ein Industrierevier bzw. ein Industriegebiet, in dem Eisen und Stahl produziert wurde. Kohle wurde aber nicht nur zum Heizen und zur Produktion von Eisen und Stahl verwendet, sondern auch zur Elektrizitätsgewinnung in Kohlekraftwerken eingesetzt.

Das Saarland war aber auch für die Nachbarschaft von Interesse. Ab 1920 erhielt Frankreich die wirtschaftliche Vormacht im Saarland, auch über Guben und Hütten, um so Schäden wieder gut zu machen, die Frankreich durch den von Deutschland ausgelösten Krieg erlitten hatte. Dies wiederholte sich nach dem 2. Weltkrieg erneut und somit erhielt Frankreich auch 1945 wieder die wirtschaftliche Kontrolle über das Saarland.

Nach dem Krieg fehlten tausende von kompetenten Arbeitskräften, die im Krieg gefallen sind. Nach dem Krieg musste die Wirtschaft wieder aufgebaut werden, da viele industrielle Standorte nach dem 2. Weltkrieg schwer beschädigt waren und die Franzosen großes Interesse an der baldigen Wiederaufnahme der Produktion hatten. Ohne die Backstein- und Ziegelfabriken wäre der Aufbau des Saarlandes nicht ohne weiteres möglich gewesen. Zement lieferten Eisenwerke und Kalk lieferten Kalköfen an Saar, Nied und Blies. Erst in den frühen 50er Jahren wurden die Vorkriegszahlen der Produktion wieder erreicht und später sogar übertroffen.

Erzabbaugebiete befanden sich in Longwy, Briey und Nancy in Frankreich. Die Kohle wurde bei uns im Saarland, unter anderem in Neunkirchen, St. Ingbert und Saarbrücken abgebaut. Über Kanäle und Bahnlinien wurden die Rohstoffe zwischen Frankreich und dem Saarland befördert.

Zwischen Saarbrücken und Neunkirchen dehnte sich das Kohleabbaugebiet immer mehr aus. 42000 Bergleute gruben die Kohle unter Tage. Über der Erde halfen ihnen 21000 Männer. Weite 5000 Beamte und Angestellte sorgten für den reibungslosen Abbau der Kohle. Das Abfahren und Verkaufen der Kohle geschieht durch Eisenbahnzüge und Schiffe. Die Saarkohle wurde in viele Länder verschickt, dafür erhielt man Lebensmittel und Rohstoffe.

In Kokereien wird die Kohle zu Koks verarbeitet, dadurch wird auch Gas zur Beleuchtung und zum Heizen gewonnen. Die größten Kokereien im Saarland waren in Reden, Heinitz, Altenwald und Völklingen.

Im Saarland gab es 5 große Hüttenwerke in Neunkirchen, Brebach. Burbach, Völklingen und Dillingen. Sie lieferten in ihren 30 Hochöfen Roheisen für eisenverarbeitende Werke, die in St. Ingbert, Saarbrücken, Saarlouis, Beckingen, Homburg und Rohrbach ihre Standorte hatten. In den Hüttenwerken erhielten dadurch 60000 Menschen Brot und Arbeit. Weitere Industriezweige waren Fensterglas in St. Ingbert, Kristall in Wadgassen, Steingut und Mosaik in Mettlach, Hartsteingut in Merzig und Backstein und Ziegelfabriken in Sötern, St. Wendel, Dirmingen, Mittelbexbach, Lautzkirchen, Klarenthaludn Hillbringen.
Säge- und Holzverarbeitungswerke verarbeiteten Holz aus dem Wandt und dem Hunsrück. Die bekanntesten Werke standen in St. Wendel, Ottweiler, Geislautern, Eiweiler und Nunkirchen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde durch diese ganze Industrie das Saarland in ganz Mitteleuropa bekannt. Es siedelten sich viele neue Arbeitskräfte an.
Da die Industriebetriebe großes Interesse an der Bindung der Arbeitskräfte hatten, wurden Eigenheime gefördert. Deshalb gibt es heute im Saarland viele 1 und 2 Familien Häuser.

Da viele Gruben und Hütten stillgelegt wurden, gingen viele Arbeitsplätze verloren.
Von 18 Kohlegruben die es 1957 gab, war nur noch eine übrig. Diese wurde erst vor kurzem, im Jahr 2012 geschlossen. Ehemalige Grubengebiete wurden zur Neuansiedlung von Industrie genutzt. Es entstanden auch Naherholungsgebiete.

So sind heute z.B. die Ford Werke der wichtigste Arbeitgeber im Saarland. Diese wurden 1970 eröffnet und beschäftigen heute 6500 Menschen. Zusätzlich wurden 2000 Arbeitsplätze mit dem angeschlossenen Industriepark geschaffen.  Die Ford Werke gehören zu den modernsten Automobilwerken der Welt und haben schon mehr als 12 Millionen Autos gebaut. ¾ der Autos werden ins Ausland exportiert.
Durch die Sanierung des ehemaligen Hüttenwerks entstanden auf dem Gelände die Saarterrassen mit vielen kleinen und mittleren Unternehmen. Mittlerweile sind hier etwa 170 Unternehmen mit 2100 Beschäftigten aus den verschiedensten Bereichen ansässig. Außerdem entstand auf dem Gelände der 1980 stillgelegten Drahtseilfabrik der Saarländische IT Park. Der IT Park ist ein Innovations und Technologiezentrum seit dem Jahr 1998. Heute ist er der beste Standort für IT Unternehmen im Saarland.
Hier arbeiten ca. 1300 Beschäftigte in über 60 Neuen und Alt eingesessenen Unternehmen. In der Nähe sind auch die Universität des Saarlandes und die Hochschule für Technik und Wirtschaft. Heute ist auf dem Gelände auch ein Kindergarten, eine Gastronomie, eine Tagesgruppe, eine Solartankstelle und ein Landschaftspark ansässig.

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